Selbstannahme vs. Selbstbetrug

Veröffentlicht am 8. April 2025 um 16:28

Das Gegenteil von Selbstbewusstsein ist Selbstverleugnung.

Nicht wir sind verkehrt, sondern unsere Sichtweise auf uns

 

Unser Selbstbild wird in der frühesten Kindheit geprägt durch Zustimmung oder Kritik unserer Eltern oder anderer naher Bezugspersonen. Ihre Reaktion auf unser Verhalten formt unser Selbstbild. Da wir allein nicht überlebensfähig sind, passen wir uns an, so gut es geht. Nicht nur, dass wir uns ständig selbst optimieren wollen - wir beginnen auch, uns zu verstellen. Je mehr wir gefallen wollen, desto mehr werden wir zu einem Schatten unserer selbst. Die Authentizität stirbt und irgendwann verlieren wir uns selbst aus den Augen. Wir wissen wir nicht mehr, wer wir wirklich sind und was wir möchten. Neigen wir dazu, unser Selbstbild durch die Augen anderer zu erschaffen, begehen wir Selbstbetrug, der sich später rächt.

 

Man sagt, wir alle haben unsere positiven und negativen Seiten, wobei diese Wertung schon falsch ist. Wirklich negativ ist nur, was nicht angenommen werden kann. Das Schlechte ist das verdrehte Gute, das durch Ablehnung ins Gegenteil verkehrt wird.

Gegen das Böse zu kämpfen funktioniert nicht. Lehnt man es ab, kann man es nicht wieder vom Kopf zurück auf die Beine stellen. Jeder Kampf bedeutet Ablehnung, und da das Böse durch Ablehnung entstanden ist, kann Ablehnung das Böse nicht heilen, sondern nur verstärken. Man bleibt handungsunfähig.

Das Einzige, was hilft, ist Liebe. Die Liebe sorgt nicht, wie so oft geglaubt, für bedingungslose Akzeptanz, sondern für Hinwendung, die dem höheren Verständnis dient, um herauszufinden, was das Böse verursacht hat, was es braucht und wie es sich wieder eingliedern kann. Schlechtes schönzureden und sich aufzuzwingen, immer positiv zu denken und zu bleiben, damit das Böse nicht genährt wird, ist Selbstbetrug. Was nicht wirklich in die Tiefe führt und nur aufgesetzt ist, beseitigt keinen Mangel. Man muss sich ihm zuwenden, um die Lüge dahinter zu erkennen, die es erst in die Verdrehung gebracht hat. Und das tut die Liebe! Sie ist bereit, hinzuschauen. Sie wendet sich zu, hinterfragt und erkennt. Sobald die Lüge erkannt wurde, ist sie entlarvt und löst sich auf. Das Böse verschwindet.

 

Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass Vollkommenheit bedeutet, perfekt sein zu müssen. Nichts ist in der Natur perfekt, und trotzdem ist sie vollkommen, weil die Abläufe klaren Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Alles greift  harmonisch ineinander und ergänzt sich, weil alles so ist, wie es sein soll.

Das Leben ist immer im Fluss. Unsere Haltung zu ihm bestimmt, ob wir mit ihm schwingen oder nicht. Nicht das Leben stellt sich gegen uns, sondern wir stellen uns manchmal gegen das Leben und fallen damit aus der Liebe heraus. 

Ganz, heil oder vollkommen zu sein bedeutet, sich voll und ganz so anzunehmen, wie man ist, mit all seinen Schwächen und Fehlern.

Wir kommen aus der Vollkommenheit. Das bedeutet, wir lernten erst später, dass etwas mit uns nicht in Ordnung sein könnte. 

Fehler gehören aber zum Leben dazu. Der Mensch lernt und entwickelt sich nur weiter, wenn er sich erlaubt, Fehler machen zu dürfen. Angst, Perfektionismus und Kontrollwahn verhindern die Erweiterung des Bewusstseins. Wer sich seine menschlichen Mängel eingestehen kann, bleibt handlungsfähig und kann Veränderungen vornehmen. Und darum geht es. Alles muss sich bewegen und wandeln dürfen. Die Realität, die sich zeigt, ablehnen, zu verleugnen oder zu bekämpfen, ohne sich vorher mit ihr auseinandergesetzt zu haben, ist das, was uns das Leid erst beschert.

Formen der Selbstverleugnung

ABLEHNUNG

Auslöser: ungelöste innere Konflikte

Durch Liebesentzug wird das Positive negativ.

Wird Anteilen von uns die Aufmerksamkeit entzogen, sind sie nicht mehr angeschlossen an den Lebensstrom. Bevor sie verkümmern, setzen sie sich zur Wehr und werden aggressiv.

Wenn wir das Böse, das wir durch Ablehnung selbst erschaffen haben, bekämpfen oder bestrafen, wird es nicht liebevoller oder heller, sondern noch dunkler. Wir entziehen dem Mangel sozusagen noch die letzte Substanz. ( böse --> Liebesentzug --> noch böser )

Was Mangel leidet, muss gefüllt werden - erst in uns selbst und dann bei anderen, denn nur aus der Fülle heraus sind wir auch fähig, anderen zu geben. Man sollte also zuerst bei sich selbst aufräumen.

 

FESTHALTEN WOLLEN

Auslöser: fehlendes Sicherheitsgefühl

Was wir kennen, vermittelt uns Sicherheit.

Bekanntes löst ein Heimatgefühl in uns aus. Selbst, wenn das Bekannte destruktiv ist, halten wir daran fest, denn das Unbekannte macht uns Angst. So kann es passieren, das von uns das Kranke als normal empfunden und weitergetragen wird. Mißhandelte Kinder mißhandeln später selbst, weil sie es so kennen.  

Was wir festhalten, kann aber nicht fließen. Es lebt nicht. Unlebendiges vergiftet uns und zerfällt irgendwann.

Das Einzige, was im Leben sicher ist, ist die Veränderung. Wir sollten uns auf sie einlassen.

 

OHNMACHT Fühlen

Auslöser: Abgabe der Verantwortung, noch nicht zugelassene Selbstermächtigung

Alles Böse und Negative hat nur Macht, solange wir uns ohnmächtig fühlen.

Wenn wir uns unsere Macht zurückholen durch Selbstermächtigung und die Übernahme von Eigenverantwortung, kann uns nichts mehr bedrohen oder manipulieren.

Niemand kann uns bemächtigen außer wir selbst, denn alles, was andere uns abnehmen, hält uns in der Abhängigkeit gefangen.

Machtabgabe erhält Machtlosigkeit.

 

FOKUS AUF DEM NEGATIVEN

Auslöser: Mangeldenken durch fehlende Bearbeitung der eigenen Baustellen

Energie folgt der Aufmerksamkeit.

Wenn wir unser Augenmerk immer nur auf das richten, was bedrohlich, negativ und ungerecht ist, statt etwas dagegen zu tun, sitzen wir wie das Kaninchen vor der Schlange. Wir füttern das Schlechte mit unserer Energie und erhalten es mit unserer Aufmerksamkeit am Leben. Dadurch, dass es uns zu lähmen vermag, hat es freien Spielraum und kann ungehindert Schindluder mit uns treiben.

Entziehen wir die Aufmerksamkeit und kümmern uns um das, was wir wollen statt um das, was wir nicht wollen, lenken wir unsere Kraft wieder in die richtige Richtung und bewegen uns nach vorn.

Wir finden aus der Opferrolle heraus und nutzen unsere angeborene Schöpferkraft sinnvoll.

 

WEGSCHAUEN, VERLEUGNUNG, VERDRÄNGUNG ODER VERMEIDUNG

Auslöser: fehlende Resilienz durch fehlende innere Stärke

Die Verdrängung ist ein Schutzmechanismus.

Wenn wir keine Ressourcen zur Verfügung haben, um uns mit unangenehmen Themen auseinanderzusetzen, schieben wir sie ganz weit weg in unser Unterbewusstsein. Dort verschwindet aber nichts, sondern wartet lediglich auf Erlösung. Wartet es zu lange, wird es groß und mächtiger. Der Schuss geht aber nach hinten los. Alles, was wir wegdrücken, kommt mit doppelter Kraft zurück. Und dann tut es richtig weh.

Bearbeiten wir dagegen unsere Themen zeitnah und säubern unsere Wunden gründlich, damit sie heilen können, sind wir nicht mehr verletzlich und müssen auch nichts mehr verdrängen oder beschützen.

Echte Stabilität kommt durch regelmäßige innere Säuberung zustande.  

 

WISSENSVERWEIGERUNG

Auslöser: Überforderung, Angst vor Verantwortung

Der Angst vor Neuem und vor Unbekannten entspringt der Angst vor Verantwortung.

Ob Überforderung oder Bequemlichkeit der Grund ist, ist egal. Sie sorgt jedenfalls dafür, dass das eigene eigenes Weltbild nur ungern hinterfragt wird. Neue Antworten könnten ja Konsequenzen haben, mit denen man umgehen können muss. Unbewusstheit kann einen in falscher Sicherheit wähnen, bis sie ihren Tribut fordert. Sie mündet nicht nur in Unfreiheit, sondern sorgt für die Aufrechterhaltung von trennenden Mißverständnissen, die Unmut durch falsche Sichtweisen nach sich ziehen. Außerdem sind unwissende Menschen wesentlich ängstlicher und tun Dinge, die ihnen schaden.

Wissen ist Macht, Unwissenheit ist Ohnmacht.

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